Das Equipment - die Ausrüstung

Alles Anfang ist schwer - und sollte nicht sehr teuer sein! Viele, die sich anfangs für die Astrofotografie interessieren, finden bald heraus, dass es sowohl recht zeitaufwendig als auch recht technisch aufwendig ist oder besser gesagt, sein kann.

Drei Komponenten sind für alle Arten von Astrofotografie unentbehrlich - Ein stabiles Stativ, eine Kamera - vorzugsweise mit Wechselobjektiv (für Astroaufnahmen im engeren Sinn unbedingt notwendig), eine Möglichkeit um die Sterne punktförmig darzustellen, also die Rotation der Erde kompensieren zu können. Und natürlich die eigentliche optische Komponente - ein Objektiv bzw besser noch, ein Teleskop.

Aus eigener Erfahrung wäre meine dringende Empfehlung, klein und überschaubar zu beginnen um sicher zu sein, dass man sich wirklich damit ernsthaft beschäftigen möchte. 

Auch wenn es für einen  Anfänger etwas eigenartig klingen mag, aber mit nur einem Stativ und einer Kamera kann man zwar Nachtaufnahmen mit Sternen machen, aber keine Astrofotografie im engeren Sinn. Man braucht, wie oben erwähnt, ein - am Anfang kleines - Gerät, mit dem man die Rotation der Erde kompensieren kann. Ein Beispiel dafür ist dies hier - der Skywatcher Star Adventurer

Es gibt viele verschiedene von unterschiedlichen Firmen, der hier ist ein Beispiel von einem, das ich selbst am Anfang verwendet hatte und daher es auch empfehlen kann. 

Wichtig ist es, dass man mit dieser kleinen "Montierung", wie so etwas genannt wird, sowohl eine Ausrichtung der optischen Komponenten auf den Polarstern machen kann als auch durch einen eingebauten Mechanismus Sterne nachführen kann.
Zu den Details der Funktionsweise möchte ich wiederum auf die entsprechende Literatur verweisen.

Die Kamera, bevorzugt eine digitale Kamera (ich habe noch in der Jugend mit Film Sterne aufgenommen, war mühsam), sollte ein Möglichkeit zur manuellen Zeiteinstellung haben. Ein vorhandener Autofokus muss abgeschaltet werden können. 
Ich werde hier nur auf die Astrofotografie im engeren Sinn eingehen - daher für diese Disziplin sollte die Kamera ein Wechselobjektiv haben. Es geht auch mit eingebautem Normalobjektiv und einem Projektionsokular, aber diese Kombination ergibt keine ausreichend guten Aufnahmen weil die Abbildungsfehler von Okular und eingebautem Objektiv sich summieren.

Das Stativ - es geht nicht mit einem kleinen Reisestativ, das keine ausreichende Stabilität aufweist. Diese vorher erwähnte kleine Montierung wiegt bereits ein paar Kilogramm, dann kommt noch die Kamera mit einem Objektiv und das Ausgleichsgewicht dazu - so sind bald 5-6kg beisammen. Später dann, wenn man sich für eine wirkliche Astro-Montierung entscheidet, dann braucht diese auch ein entsprechendes schweres Stativ oder eine Montierungssäule um vibrationsfrei Aufnahmen im langen Sekunden- bzw. Minutenbereich machen zu können.

Hier möchte ich eine sehr gute Montierung für Astrofotografie zeigen - wieder ein Beispiel, das ich selbst ausprobiert hatte und sehr zufrieden war - auch von Skywatcher, diesmal die EQ6R-Pro mit dazugehörendem Stativ. 

Alles zusammen wiegt etwa 35kg und kann optische Lasten für Fotografie bis etwa 20-22kg aufnehmen. Damit kann man dann wirklich gut Galaxien oder Nebel aufnehmen - hat natürlich auch seinen Preis, ist aber eine fast einmalige Anschaffung, die sich lohnt.
Es ist eine äquatoriale Montierung - das bedeutet, die Orientierung der Sterne im Bildfeld der Kamera verändert sich nicht während der Nacht, was von großem Vorteil ist, da man daher die Kamera nicht auch noch synchron rotieren lassen muss.
Auch hier - ich möchte auf keine Details eingehen und verweise auf die entsprechende Literatur der diversen Hersteller.

Viel später einmal, wenn man dem "Virus" der Astrofotografie verfallen ist, kann man dann eine kleine oder größere Sternwartenmontierung kaufen und diese dann auf einer fixen Säule aufsetzen. Wenn man darf, kann und möchte, dann noch eine Holzhütte mit Schiebedach oder eine schwenkbare Kuppel zusetzen - hier sind kaum Grenzen vorhanden, wenn man das nötige Kapital dazu hat. Preisliche Obergrenzen gibt es kaum, man kann sich um 100.000 Euro aber auch um 1Million  Euro Equipment kaufen - aber, und das ist das Schöne daran, man kann auch mit einem 5000 Euro Equipment tolle Aufnahmen machen. 

Eine der typischen großen, noch von uns Nicht-Profis relativ oft verwendeten Montierungen ist von iOptron die CEM120. Die gibt es in der einfachen Ausführung ohne Encoder und auch mit einem oder zwei Encoder. Ich selbst habe die CEM120EC2, also diejenige, die für beide Achsen Encoder verwendet. Dadurch ergibt sich eine deutliche Steigerung der Nachführgenauigkeit, was bedeutet, man kann auch mit relativ überschaubarem Aufwand lange Belichtungszeiten erfolgreich einsetzen. Bei Belichtungszeiten von 300" oder 600" ist es extrem wichtig, dass eine Montierung eine Nachführgenauigkeit  - je nach Brennweite des Teleskops - hat, die deutlich unter der Pixelgröße der verwendeten Kamera liegt. 

​Natürlich ist so eine Montierung nicht nur teuer, sondern auch groß und sehr schwer - die CEM120EC2 wiegt so an die 50kg, kann aber auch mit ausreichender Genauigkeit für fotografische Zwecke Equipment von bis an die 40-45kg nachführen. 

Hier ist meine CEM120EC2 mit einem RASA11 und einem Hypergraph6 auf einer parallelen Aufnahme zu sehen - das Gewicht beider Teleskope zusammen mit den Kameras und der Steuerung ist etwa 40kg - und sie arbeitet mit einer Genauigkeit der Nachführung von etwa +/- 0.33 Bogensekunden- vorausgesetzt, es gibt keinen Wind.


Wie bereits erwähnt, preislich sind bei Montierungen kaum Grenzen gesetzt - ich kenne einige Nicht-Profis, die Montierungen verwenden, um deren Preis man bereits einen Mittelklasse PKW bekommt - und setzen dann auch Teleskope auf diese Montierungen, die im gleichen Preisrahmen liegen. Ist ja wunderbar, aber um solche Ausrüstungen wirklich sinnvoll nutzen zu können, muss man auch in einer Umgebung sein, die nicht nur sehr dunkel ist, sondern auch vom  Wetter her eine oftmalige Verwendung zulässt.

Als Beispiel eines solchen Supersystems hier das vom Haus der Natur in Salzburg auf dem Haunsberg installierte ASA EQ1000 System - ein 1m Spiegelteleskop...ein absoluter Traum jedes Astrofotografen. Wenn dann das Wetter stimmt, die bedienenden Personen vom Fach sind und sich auch noch auf Astrofotografie verstehen.... dann ist das Universum so ziemlich offen. Der Preisrahmen für so ein System liegt im Rahmen von etwa 1 Million Euro aufwärts. 



Manchmal stellt sich die Frage - wenn ich sehr viel Geld habe (und den Platz etc) - wieviel mehr sehe ich, wenn ich statt zB  10.000 Euro für eine Anlage etwa 75.000 Euro ausgebe?  Würde es sich wirklich lohnen?


Die Antwort ist nicht einfach, der Gewinn an Bildqualität und Auflösung hängt von vielen Parametern ab:

1. Das lokale Wetter und das lokale Seeing ( die optischen Himmelsqualität). Ein wirklich großes Teleskop mit der entsprechend stabilen und großen Montierung macht nur Sinn, wenn man genügend klare Nächte mit wenig optischen Turbulenzen hat. Natürlich muss auch die Dunkelheit des Ortes entsprechend sein - in Großstadtnähe macht ein 60-80cm Teleskop wenig Sinn, außer man kann es "weit oben" auf einem Berg platzieren.

2. Man sollte auch genügend Zeit zur Verfügung haben um dieses Teleskop auch ausnutzen zu können. So ein Teleskop ist kein ...na heut mach ich mal was.. Hobby. Es will relativ konstant und häufig benutzt werden um in Schwung zu bleiben.

3. Auch wenn alle vorgehenden Parameter erfüllt werden, so muss man sich klar sein, dass man schon einiges an Wissen und Erfahrung gesammelt haben sollte, um die mögliche Qualität auch erreichen zu können. Daher mein Rat, den ich jedem, der mit Astrofotografie angefangen hat, gebe - fange klein an und arbeite dich hoch.

4. Und was dann, wenn man sich gut auskennt und so ein großes Teleskop hat - nun der Unterschied in der Bildqualität, die man erreichen kann, ist nicht immer umwerfend, sondern meistens in den kleinen Details eines Objekts zu finden. Ich möchte hier ein Beispiel zeigen - die eine Aufnahme wurde in Chile auf einem 60cm CDK24 mit einer QHY600  Kamera gemacht und die andere Aufnahme auf einem 30cm TSRC12 mit einer QHY294 - durchaus vergleichbare Bildfelder. Der Unterschied liegt nicht nur im Ort (Chile - dunkel, trocken, super für Astrofotografie - Elsbach/NÖ - westlich von Wien, normaler kleiner Ort am Land) sondern auch im Anschaffungspreis - Chile etwa 100.000 Euro, Elsbach etwa 10.000 Euro. Beim oberflächlichen Hinsehen auf den Screenshot sieht man kaum Unterschiede - die Sterne aus Chile sind kleiner und feiner, aber der wichtigere Unterschied ist nur in den feinen Strukturen der Galaxie (M100) zu erkennen. 
Und hier frage ich mich - lohnt sich der enorme Mehraufwand und die enormen Mehrkosten.... ja - aber. Das Ja ist dann richtig, wenn man weiter und tiefer in das All hineingeht - da kommt ein 12"  System bald an seine Grenzen und das 24"  System kann noch immer gute Aufnahmen erzeugen. Aber wie vorher gesagt - da muss auch der Himmel, das Seeing und die Dunkelheit passen, sonst geht es nicht.



Das ist der zentrale Teil von Messier 100, aufgenommen auf einem CDK24 in Chile


Und das hier ist meine Aufnahme des gleichen Bereichs auf einem TSRC12 in  Elsbach.

Der Unterschied ist gering, aber vorhanden - wenn man die Feinstrukturen in der Galaxie vergleicht, so sind sie bei der CDK24 Aufnahme etwas feiner und detaillierter dargestellt.



Galaxien, Nebel und was es sonst noch gibt

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